Welt-Autismus-Tag
Gemeinsam für mehr Sichtbarkeit!
Wir stellten dazu folgende Fragen:
»Was bedeutet
Autismus für dich?«
»Warum arbeitest du
mit Menschen mit ASS?«
Was bedeutet Autismus für dich?
Autismus ist für mich keine Krankheit und wenn mich jemand fragen würde, ob ich neurotypisch, also ohne Autismus leben wollen würde, würde ich mit Überzeugung NEIN sagen. Ich bin froh darüber, froh, dass Individualismus das Wichtigste für mich ist, also meine erste Priorität ist. Ich fühle für jeden mit, der nicht neurotypisch ist und seine eigenen kleinen Macken hat, solange er niemanden seine Individualität stiehlt oder körperlich verletzt.
Ich will nicht aufhören die Welt logisch verstehen zu wollen und hinter allem einen Sinn und Nutzen zu sehen. Mir sind die Schwächen meines Autismus durchaus bekannt. Das ich etwas länger brauche mich an Veränderungen, an Aufgaben und Arbeitsschritte zu gewöhnen und Gewohnheiten zu ändern. Mir ist auch klar, dass die Reize für Betroffene zu viel sein können oder mir und manchen anderen es so geht, dass wir an gewissen Reizen mehr Gefallen finden und deswegen diese auch positiv für uns sein können. Ich empfinde es auch als positiv, dass Autisten mit Inselbegabung oder Spezialinteressen diese ausleben können und mehr Faszination dafür haben als neurotypische Menschen für ihre Interessen oder bevorzugten Themen. Aber ich verbringe nicht nur damit Zeit und verliere mich darin. Ich selbst bin auf verschiedenste Themen schnell neugierig und vertiefe mich gern darin.
Ich würde mir von unserer Gesellschaft wünschen, mehr die genannten Perspektiven auch zu sehen und dass neurotypische Menschen dies mehr akzeptieren, ohne diese Eigenschaften als Schwächen anzusehen. Weiters würde ich mir wünschen, dass neurotypische Menschen mehr Bescheid wissen würden und darauf eingehen und ohne dies als Schwächen zu deklarieren.
Ich bin froh, dass es einen Welt-Autismus-Tag gibt und ich meine Meinung dazu offen auf einer Plattform mitteilen kann.
Sabrina
Menschen mit Autismus haben auch viele Fähigkeiten und Talente. Es müssten in der Gesellschaft Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit diese mehr zur Entfaltung kommen.
Mutter eines Menschen mit ASS
Autismus mit 3 Wörtern erklärt.
Angst, Hilflosigkeit, Verlust.
Angst = Zukunftsängste kann ich einen Job ausüben.
Hilflosigkeit= Kaum Unterstützung vom Staat speziell für Erwachsene
Einsamkeit= Zuerst verliert man Freunde, dann vielleicht noch Frau oder Freundin. Kaum sozialer Kontakt möglich.
Andreas
Autismus bedeutet für mich
- Ich bin anders als der Rest
- Die Welt sehe ich unterscheidlich
- Interessiere mich an einem bestimmten Objekt
- Autism sollte respektiert werden
- Sie sollten keinesfalls unter Druck gesetzt werden
- Nehme alles wortwörtlich
- Logisches Denken
- Sehr detalliert und routiniert
- Gewisse Ängste
- Lernprobleme
- Konzentration und Aufmerksamkeitsprobleme
- Geräuschsensibel
- Emotional
- Glücksgefühle
- Persönliche Dinge besprechen fällt schwer
- Emotionen kontrollieren
Diego
Mit Autismus (im hochfunktionalen Bereich) zu leben bedeutet für mich mit einer Behinderung zu leben, die nicht augenscheinlich ist – für die meisten Menschen nicht fassbar. Das macht es für Betroffene noch schwieriger… Ja, ein Autist kann unter Umständen ein relativ „normales“ Leben führen. Man darf aber nicht vergessen dass die Aufrechterhaltung dieser „Normalität“ diesen Menschen so viel Energie kostet, dass dieser am Ende des Tages unter massiven Erschöpfungszuständen leidet. Somit stellt es eine nicht zu unterschätzende Beeinträchtigung dar!
Deshalb, wenn euch jd. mitteilt dass er Autist ist, nehmt ihn bitte ernst!!!, auch wenn es im ersten Augenblick für euch nicht nachvollziehbar ist. Fragt bei dem Betroffenen nach, wenn ihr euch unsicher seit was das Leben mit Autismus für ihn bedeutet.
Austausch bedeutet voneinander zu lernen. Ich würde mir wünschen dass mehr Austausch zum Thema Autismus stattfindet!! Traut euch aufeinander zuzugehen!! Im Grunde genommen sind wir Autisten auch nur Menschen mit den gleichen bzw. ähnlichen Bedürfnissen, Wünschen und Träumen wie ein neurotypischer Mensch…, nur dass unser Gehirn ein bisschen anders verdrahtet ist… ;-)
Ich wünsche mir für diese Welt anlässlich des Weltautismustages mehr Tiefgang und weniger Oberflächlichkeit. Ich wünsche mir einen respektvollen und wertschätzenden Umgang untereinander und einen gesunden Umgang mit Neurodiversität!
Herzlichst,
Eure Kathi
„Benachteiligung in Gesellschaft, Arbeit und schwieriges Zusammenleben“
Als Mutter eines erwachsenen Sohnes, der eine Autismusspektrumsstörung hat, weiß ich wie schwierige es ist, für solche Menschen, einen möglichst normalen Alltag zu bewältigen. Es war auch für mich als Mutter, immer mühsam, die richtige Begleitung und Betreuung für Adrian zu bekommen. Ob es in der Schule war oder später in der Lehre. Er hatte aber Glück, immer wieder gute Betreuer/innen bekommen zu haben. Nun ist er ausgelernter Koch und hat ein unbefristetes Arbeitsverhältnis in einer Großküche. Leider ist seine Betreuung, seit er fix angestellt nicht mehr möglich. Ich würde mir wieder ein Jobcoaching für ihn wünschen.
Seine Zwänge und Ängste werden leider auch immer mehr. Ich dachte mit dem Alter wird das vielleicht besser, aber es ist einfach anders geworden. Außerdem würde ich mir für Adrian wünschen, dass er eine finanzielle Unterstützung, für seine psychotherapeutischen Therapien bekommt, die er regelmäßig benötigt. Vielleicht gibt es diese sogar mal auf Krankenschein!
Autisten sind Menschen, meist mit besonderen Begabungen, aber auch mit besonderen Bedürfnissen. Es wäre schön, wenn sie mehr Unterstützung und Aufmerksamkeit in der Gesellschaft und mehr Verständnis in ihrer Umgebung bekämen!
Margarete